Film mit Lesung und Diskussion über die Swing-Jugend – Opposition unter den Nazis. Gelesen wird aus der Gestapo-Akte über die Frankfurter Swing-Jugendlichen – von denen Emil Mangelsdorf heute noch Musik macht und aus einem neu entdeckten Hambuger Gestapo-Spitzelbericht. Auch Sankt Paulianer Peter Petersen spielte damals Swing und erzählt mit Peggy Parnass seine Geschichte.
Motivation der Filmemacher:
Beim Methfesselfest 2019 wurde die Vorführung des Films „Sankt Paulis Starke Frauen“ im Kulturzelt in Eimsbüttel von zwei noch nicht identifizierten Neonazis angegriffen – sie rüttelten am Zelt und pöbelten rum. Durch unsere sofortige Intervention konnten sie vertrieben werden. Dies brachte uns auf den Plan dies neue Projekt schneller anzulegen als gedacht. Wir haben Interviews zum Thema Swing-Jugend gedreht und haben eine Gestapo-Akte zugespielt bekommen, die dazu gelesen wird, sodaß sich ein 80-minütiges Programm ergibt. Sicher ist das vor allem was für Schulklassen – die Interview-Partner gingen noch bis vor kurzem in den Schulunterricht und diskutierten. Nun sind sie zu alt und wünschen sich, daß die Arbeit mitd em Video und der Gestapo-Akte die Lücke schliessen möge.
Nach dem Video wird die Akte von Swinging Gene alias Birgit Dunkel und Rasmus Gerlach gelesen und mit einem Hamburger Gestapo-Bericht ergänzt. Dieses Dokument hat als 7. Schreibmaschinen-Durchschlag in der Hamburger Schulbehörde die Vernichtung der Akten durch die Nazis am Kriegsende überdauert. Die Gestapo-Akten sind Dokumente, die viele neue Informationen über die Swing-Jugendlichen liefern– vor allem wird der hohe Anteil an Frauen in der Bewegung deutlich die sich strakt von den Nazis distanzierte – kriminalisiert, verhaftet und gefoltert wurde – manche verschwanden bis Kriegsende sogar im KZ.
„Gestapo Swing“ ist eine Live-Lesung aus der Gestapo-Akte über die Swing-Jugend gelesen von mehreren Stimmen mit Diskussion und Video-Einspielungen. Gezeigt werden neue Zeitzeugen-Interviews von Rasmus Gerlach.
Interview 1: Peter Petersen wuchs in der Nazi-Zeit in einem Zigaretten-Kiosk auf Hamburg Sankt Pauli auf und geriet durch sein Interesse für Swing-Musik in ein Umfeld von unangepassten Swing-Jugendlichen – wurde verhaftet und an die Front geschickt – ein Schicksal daß ihn mit dem Frankfurter Emil Mangelsdorf, verbindet –
Interview 2 – Emil Mangelsdorf spielt die Hymne der Swing-Boys auf seinem alten Saxophon und berichtet vom Überwachungswahn und der Repression bei den Nazis. Auch er wurde brutal in den Kriegsdienst gezwungen. Peter Petersen desertierte und versteckte sich im Kiosk an der Reeperbahn und spielte heimlich weiter Swing-Musik – Emil Mangelsdorf machte später eine Karriere mit Jazz & Swing-Musik zusammen mit seinem berühmten Bruder. Die Akte erwähnt ih als Randfigur – heute ist er einer der letzten Überlebenden. Die Gestapo-Akte ist ein perfides Dokument – selbst die Zimmer der Swing-Jugendlichen fotografierte die Geheimpolizei – observierte bis in die Betten…
Dauer: 80 Minuten – Format 16:9 Stereo